Partnerstadt Bousies

Besuch in der Partnergemeinde

Besuch in unserer Partnergemeinde Bousies

Text: Sönke Petersen

 

Eine Delegation der Gemeinde Risum-Lindholm zu Besuch in Frankreich

Bereits beim letzten Besuch aus Frankreich wurden wir eingeladen an den Feierlichkeiten am 11. November, anlässlich des Waffenstillstandes 1918, teilzunehmen.

Sozusagen im letzten Moment bildete sich eine Gruppe von 4 Leuten, die sich am Samstag den 09.11.2019 um 5:00 Uhr morgens auf den Weg nach Bousies machten. Zur Gruppe gehörten Hans Bruhn als Bürgermeister, Hauke Friedrichsen als Vorsitzender des Bousies Ausschusses sowie Lothar Preuss und Sönke Petersen. Hauke und Sönke waren schon mehrfach in Bousies, für Hans und Lothar sollte es das erste Mal sein.

 

Um ca. 17:00 Uhr kamen wir einigermaßen erschöpft in Bousies an und wurden im Rathaus überaus herzlich empfangen. Nach einer kurzen Führung durch das Rathaus und die Amtsräume des Bürgermeisters Andre´ Ducarne gab es ein Begrüßungsgetränk. Nach kurzem Austausch sind wir dann in unsere Unterkünfte gefahren. Untergebracht waren wir sowohl beim Bürgermeister, als auch bei den uns bekannten Gastfamilien. Der Abend diente dem Austausch und dem Ankommen in einem anderen Teil Europas.

 

Das größte Handicap für alle Teilnehmer ist der Mangel an französischen Sprachkenntnissen und auch unsere französischen Freunde sind des Deutschen kaum mächtig. Als einziger in der Runde ist Jean Michel in der Lage zu übersetzen, was er an den beiden Tagen, die folgten, auch ausführlich getan hat. In den Familien haben wir uns mit Hand und Fuß, gebrochenem Englisch, einigen Brocken Französisch bzw. Deutsch und dem Google Translator beholfen. Gerade letzteres führte zu vielen verdutzten Gesichtern und Gelächter, aber zusammengefasst kann man sagen „Wir verstehen uns prima“.

Am Sonntag begann dann um 10:20 das offizielle Programm. Es wurde Kränze bzw. Gestecke an einem Gedenkstein zu Ehren der in Nordafrika und Indonesien gefallenen französischen Soldaten niedergelegt. Standartenträger und eine Musikkapelle umrahmten die kurze Ansprache des Bürgermeisters.

Anschließend fuhren wir zum Soldatenfriedhof in der Gemeinde Le Chateau Cambrêsis. Der Ort ist auch bekannt durch das Henry Matisse Museum.

„Der deutsche Soldatenfriedhof Le Chateau wurde von der deutschen Truppe nach der Schlacht vom 25.-27.8.1914 zwischen Le Chateau und Solesmes angelegt, in deren Verlauf die britischen Truppen das Feld räumen mussten. Auch die britischen Toten wurden in einem eigenen Teil des Friedhofes beigesetzt. Später fanden hier die an ihren Verwundungen oder infolge von Unfällen und Krankheiten verstorbenen Soldaten ihre letzte Ruhestätte.

 

Der größte Teil der Opfer verlor jedoch das Leben im Jahre 1918 – verstorben an Verwundungen in den Lazaretten und im Spätherbst während der Abwehrkämpfe, die u. a. im Oktober auch in und um Le Chateau tobten. Nach Abschluss der Kampfhandlungen erfolgte außerdem die Beisetzung der deutschen Gefallenen, die man beim Aufräumen des Schlachtfeldes fand. Die hier Ruhenden gehörten Truppenteilen an, deren Heimatgarnisonen in nahezu allen Ländern des damaligen Deutschen Reiches lagen. Die französischen Militärbehörden erweiterten den Friedhof in den Jahren 1921 – 1923 durch Zubettungen deutscher Kriegstoter aus 53 Gemeindebereichen der Umgebung, darunter alleine mehr als 1.000 Tote des deutschen Friedhofes in Maubeuge.

Von den 5.522 Gefallenen (5.522 deutsche Kriegstote, 1 britischer Kriegstoter, 42 russische Kriegstote, 11 französische Kriegstote) ruhen 5.381 in Einzelgräbern; 629 blieben ohne Namen.

In einem Gemeinschaftsgrab mit 141 Opfern sind 77 namentlich bekannt.

Die 17 Gräber Gefallener jüdischen Glaubens erhielten aus religiösen Gründen statt des Kreuzes eine Stele aus Naturstein.

Direkt angrenzend befindet sich ein britischer Soldatenfriedhof mit 784 Gefallenen.“ (Quelle: Deutsche Kriegsgräberfürsorge)

 

Auf diesem Soldatenfriedhof wurden dann sowohl von Andre´ Ducarne als auch von Hans Bruhn Blumengestecke niedergelegt. Es wurden die französische und die deutsche Nationalhymne gespielt. Nach der Kranzniederlegung ging es zurück nach Bousies zu einem Sektempfang im Rathaus. Ein kurzer Stopp wurde beim neu gestalteten Festsaal Salle de fêtes eingelegt. Dieser ist jetzt mit einem barrierefreien Zugang und barrierefreien Toiletten ausgestattet und auch im Innern schön hergerichtet.

Nach dem Mittagessen wurde ein Termin im Musée des Évolutions de Bousies wahrgenommen. Bei dem Museum handelt es sich um einen liebevoll instand gesetzten Bauernhof. Die dort ausgestellten Exponate legen ein Zeugnis ab von der teils bewegten Geschichte der Stadt. So sind alle Gewerke genannt und soweit vorhanden entsprechende Werkzeuge ausgestellt, die einst in der Stadt beheimatet waren. Auch finden sich dort Hinweise auf ein Schloss, welches es einst in Bousies gegeben hat.

Zum Abschluss erwartete uns draußen eine spektakuläre Darbietung. Hinter der Sporthalle wurde im letzten Jahr, zum 100. Jahrestag des Waffenstillstandes, ein Schützengraben nachgebaut, wie es ihn in der Umgebung von Bousies tausendfach gegeben hat. Ein großer Teil der Kampfhandlungen auf französischem Boden hat in der unmittelbaren Umgebung von Bousies stattgefunden. Das Ende des Weltkrieges war für die ganze Region eine Erlösung.

 

Auf dem Gelände waren große Leinwände gespannt, auf denen Bilder aus dem 1. Weltkrieg zu sehen waren. Texte wurden eingeblendet um die Bilder zu kommentieren und die Kriegsschäden zu beschreiben. Nach dem ersten Teil folgten dann gespielte Szenen im Schützengraben, untermalt von Geschützdonner und Gewehrsalven. Gleißendes Licht und Rauch füllten das Gelände, vereinzelt tauchten Gestalten aus den Schützengräben auf, Geschrei und Hilferufe waren zu hören. Ein gespenstisches und erschreckendes Szenario welches den Zuschauern unter die Haut ging. Ein bewegender und langer Tag ging damit zu Ende.

 

Am Dienstag fuhren wir dann wieder nach Nordfriesland. Tief bewegt von dem, was wir gesehen haben und erleben durften. Tief bewegt auch von der Freundschaft und der Herzlichkeit, die wir in unserer Partnergemeinde erfahren.